»Topmanagerinnen haben derzeit eine gute Verhandlungsposition«: Frauen im Vorstand deutscher Dax-Konzerne erhalten laut einer Studie mehr Geld als Männer. Das liegt auch daran, dass es nicht viele von ihnen gibt.
Wenn es um den Anteil an Frauen in Dax-Vorständen geht, dann sind die Männer immer noch deutlich überrepräsentiert. Wenn es jedoch um das Gehalt geht, das in Dax-Vorständen verdient wird, dann liegen die Frauen deutlich vorn – und können den Vorsprung gegenüber den Männern noch deutlich ausbauen, wie eine neue Studie der Wirtschaftsprüfer von EY ergeben hat.
Der Vorsprung der Frauen beim Gehalt ist demnach im vergangenen Jahr um 150.000 auf 550.000 Euro gewachsen. In den 160 Unternehmen der großen Börsenindizes Dax, MDax, SDax erhielten weibliche Vorstandsmitglieder 2020 der Untersuchung zufolge im Schnitt eine Direktvergütung von 2,31 Millionen Euro, während Männer nur auf durchschnittlich 1,76 Millionen Euro kamen. Vorständinnen erhielten 8,2 Prozent mehr Gehalt als ein Jahr zuvor, bei den Männern lag der Zuwachs bei nur 1,6 Prozent.
Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden sind dabei ausgeklammert, weil es kaum Frauen auf den Chefposten gibt. Im Dax gibt es nur eine einzige Vorstandschefin – Belen Garijo vom Darmstädter Pharmakonzern Merck. Sie gilt mit einem Gehalt von 6,3 Millionen Euro als bestbezahlte Managerin Deutschlands.
Der Grund, dass Spitzenmanagerinnen besser verdienen als Spitzenmanager liegt laut EY-Vergütungsexperte Jens Massmann auch daran, dass es nicht so viele von ihnen gibt: »Hochqualifizierte Topmanagerinnen haben derzeit eine gute Verhandlungsposition.«
Viele Unternehmen hätten inzwischen Frauenquoten für Vorstand und Aufsichtsrat eingeführt. Nach einem neuen Gesetz muss in Vorständen börsennotierter Unternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern künftig mindestens eine Frau sitzen, wenn das Gremium aus vier oder mehr Mitgliedern besteht. Die Quote soll dazu beitragen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, wie sie sich langfristig auf den Verdienst von Frauen in Vorständen auswirkt, ist allerdings unklar.
Nach der Studie waren Ende vergangenen Jahres 18 Prozent der Vorstände im Dax weiblich, etwas mehr als Ende 2019 (16,5 Prozent). Über alle Indizes hinweg waren es erst 13 Prozent.
Viele börsennotierten Unternehmen hatten lange gar keine Managerin im Führungsgremium. Die US-Personalberatung Russell Reynolds hatte 2020 festgestellt, dass es insbesondere in aufstrebenden, börsennotierten Firmen schlecht um den Frauenanteil bestellt sei: »Aufsteiger in Dax und MDax ziehen sogar regelmäßig die Frauenquoten nach unten.«
Bezogen auf alle Berufsgruppen und Karrierestufen verdienen Frauen insgesamt bislang weiterhin schlechter als Männer. Der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap, der Gehaltsunterschiede bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit angibt, betrug zuletzt noch etwa sechs Prozent.