Digitalisierungsexpertise gefragte Kompetenz für Aufsichtsräte

Karl-Heinz Streibich IT-Expertise brachte ihm Mandate bei Deutscher Telekom, Munich Re, Siemens Healthineers und Software AG ein – und hat den 69-Jährigen nun sogar an die Spitze der Handelsblatt-Rangliste der mächtigsten Aufsichtsräte Deutschlands geführt.

Die Erfahrung des langjährigen Chefs der Software AG ist in den Kontrollgremien deutscher Konzerne derzeit besonders gefragt – schließlich befindet sich die Wirtschaft inmitten einer umfassenden digitalen Transformation.

Streibich steht für einen Trend, wie eine Analyse der 160 Dax-Unternehmen zeigt: „Ex-Top-manager aus dem Dunstkreis von Hightech und Digitalisierung gewinnen an Mandaten und an Einfluss“, sagt Michael Wolff, Wirtschaftsprofessor an der Uni Göttingen, der die Gremien für das Handelsblatt überprüft hat. So gehörten zu den Top 30 der mächtigsten Aufsichtsräte jetzt auch Ex-Bosch-Chef Franz Fehrenbach und der frühere Co-CEO von SAP, Jim Hagemann Snabe.

Nachholbedarf besteht in den Aufsichtsräten weiterhin in puncto Diversität. Noch immer werden vor allem auf der Arbeitgeberseite der Kontrollgremien mächtige Posten von Männern dominiert. Die am höchsten platzierte Frau im Ranking ist Ex-BASF-Managerin Margret Suckale. Sie hält wie Streibich vier Mandate. Ihr Erfolgsgeheimnis ist ihre Mitarbeit in den Fachausschüssen der Gremien: „Das kann ich nur jeder Frau empfehlen.“

Wie wichtig der Einzug von Digitalexperten auch in die Aufsichtsräte sei, betonen Personalberater wie Adrian Fischer von der Firma Heads. „Die Digitalexpertise gewinnt auch in Aufsichtsräten deutscher Konzerne zunehmend an Bedeutung“, sagt Fischer. „Der Nachholbedarf ist jedoch noch enorm groß.“ Die Veränderungsgeschwindigkeit müsse deshalb gerade im Hinblick auf den Wettbewerb mit den USA und Asien deutlich schneller werden. So habe erst die Hälfte der deutschen Unternehmen mindestens einen Digitalexperten im Aufsichtsrat. Immerhin schon deutlich mehr als 2018: Da sei es sogar nur jedes fünfte Unternehmen gewesen.

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