Der Immobilienkonzern Vonovia steht vor einer grundlegenden Neuordnung des Aufsichtsrats.
Das bisher 12-köpfige Gremium soll demnach auf zehn Mitglieder verkleinert, diese mit neuen Vertragsmodellen versehen und die Besetzung des Kontrollgremiums neu zusammengestellt werden. Entsprechende Absichten haben Vonovia-Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen und seine designierte Nachfolgerin Clara Streit vor wenigen Tagen erstmals auf einer Informationsveranstaltung vor internationalen Investoren dargelegt, wie das Handelsblatt aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
„Der Aufsichtsrat soll jünger, weiblicher, kleiner und ein sogenanntes Staggered Board werden“, bei dem die Vertragslaufzeiten variieren, sagte eine Person, die mit der Situation vertraut ist. Nach den Plänen sollen die Änderungen bereits schrittweise ab der kommenden Hauptversammlung im Mai dieses Jahres greifen. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, dass es jedes Jahr eine Roadshow für die Investoren gebe und diese jeweils sowohl virtuell als auch in Präsenz stattfinde. Zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats nehme das Unternehmen grundsätzlich nicht Stellung.
Nach Informationen des Handelsblatts aus einer Unternehmenspräsentation werden voraussichtlich neben dem scheidenden Aufsichtsratschef Fitschen der bisherige Vonovia-Aufsichtsrats-Vizechef und Unternehmensberater Edgar Ernst sowie der Finanzexperte Daniel Just, der Vorstandschef der Bayerischen Versorgungskammer ist, das Gremium verlassen. Zugleich soll mit der kommenden Hauptversammlung im Mai der Anteil der Frauen im Gremium von derzeit rund 33 Prozent auf 50 Prozent steigen. Auch der Altersdurchschnitt soll sinken: von derzeit rund 61 Jahren auf 57 Jahren. Die Neuordnung steht allerdings in keinem direkten Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal, sondern wurde bereits vor der Aufdeckung der mutmaßlichen kriminellen Vorgänge intern vorbereitet, wie es in Unternehmenskreisen heißt.