CO2-Kompensationen in der Kritik

Erhebliche Teile der Zertifikate, die Konzerne zur CO2-Kompensation nutzen, sind offenbar wertlos und schützen das Klima nicht.

Große Teile des freiwilligen Handels mit CO2-Zertifikaten sind offenbar wertlos und schützen das Klima nicht. Nach Recherchen der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT und des britischen Guardian haben Konzerne wie Disney, Netflix, Shell, Boeing, Bayer, SAP und viele andere Unternehmen Zertifikate aus Waldschutzprojekten erworben, die zu keiner Einsparung von CO2 führen. Das geht aus Studien hervor, deren Daten DIE ZEIT und der Guardian exklusiv ausgewertet haben. Die Auswertung legt nahe, dass über 90 Prozent der Zertifikate aus den untersuchten Projekten kein CO2 einsparen. Es handelt sich demnach um einen Umfang von 89 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von Griechenland und der Schweiz zusammen.

Konzerne aus allen Branchen – Energie, Mobilität, Konsumgüter – kompensieren ihren CO2-Ausstoß über Zertifikate, um bei ihren Kunden und Investoren Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel vorzuweisen. Viele von ihnen behaupten gar, „klimaneutral“ zu sein.

Nun räumen in Gesprächen mit der ZEIT und dem Guardian mehrere am Handel mit den Zertifikaten beteiligte Akteure Probleme ein. Es geht um die Standards des weltweit führenden Zertifizierers auf dem Markt, Verra. Die deutsche Klimaberaterin und Honorarprofessorin Charlotte Streck, die für Verra grundlegende Regeln mitentwickelt hat, sagt: Die Berechnungen, wie viel CO2 ein Projekt im Einzelnen einspare, ließen sich leicht aufblähen, wodurch Projekte „mehr Zertifikate erhalten, als sie sollten“.

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